August 29, 2025

SIPI-Forum: Die Grundlagen für nachhaltigen Wohlstand schaffen

Ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Krisen sind heute stärker miteinander verwoben denn je. Dies verlangt von der Schweiz ein Umdenken in der Definition und im Streben nach Wohlstand Am 28. August versammelten sich über 100 Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Finanzwesen, Zivilgesellschaft und Wissenschaft zum ersten SIPI-Forum in Bern. Nach der Vorlancierung in Davos und den Sounding-Board-Sitzungen markierte das Forum einen strategischen Wendepunkt – den Übergang von der Vision in die Praxis.

Die Die Swiss Impact & Prosperity Initiative (SIPI)  soll der Schweiz helfen, von fragmentierten Wohlstandsbestrebungen zu kohärentem, sektorübergreifendem Handeln überzugehen. SIPI verbindet Narrative, digitale Infrastrukturen und katalytisches Kapital, um die Wirtschaft wieder an langfristige Wertschöpfung und Wohlergehen auszurichten. Unter der Trägerschaft von B Lab Schweiz schafft SIPI einen einheitlichen Rahmen für Wohlstand und erweitert das Führungsvokabular von BIP und Nettogewinn hin zu Multi-Kapital-Metriken, planetarer Gesundheit und Systemdynamik – mit den Grundpfeilern Resilienz, Zusammenhalt und Regeneration.

Die Weichen stellen: Von der Vision zur Praxis

Im Eröffnungsgespräch mit Stephanie Tauber Gomez, stellvertretende Geschäftsführerin von B Lab schweiz, beschrieb André Hoffmann, Mitgründer von InTent, SIPI als «einen einheitlichen Rahmen, der Wettbewerb in Kooperation verwandelt und unsere Kräfte auf ein gemeinsames Ziel bündelt”.

«Wenn wir die richtigen Fragen stellen – etwa welche Auswirkungen unser Handeln auf das natürliche, soziale und menschliche Kapital hat –, erhalten wir die richtigen Antworten. Allzu oft hören wir bei der Frage auf: ‹Ist es profitabel?»

André Hoffmann, Co-founder of InTent, Co-Chairman of WEF and VP of Roche AG

Anjali Nursimulu, designierte Strategiechefin von SIPI, bezeichnet SIPI als eine Antwort auf ein bekanntes Problem: das «Dreieck der Untätigkeit», in dem Bürger auf Regierungen warten, Regierungen auf Unternehmen und Unternehmen auf Marktsignale. Die Initiative soll diesen gordischen Knoten durch koordiniertes Vorgehen aller Beteiligten durchschlagen.

Zukunftsweisende Ansätze

Die Referenten der Session «Emerging Sector Pathways» machten klar: Der Systemwandel findet nicht nur auf dem Papier statt – er ist bereits in vollem Gang.

  • Tobias Stucki berichtete über den Übergang zur Kreislaufwirtschaft und die wichtige Rolle der Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Unternehmen.
  • Patrick Semadeni (Semadeni Group) erklärte, wie ein KMU zum Pionier werden kann – von zirkulärem Material bis hin zu wertebasierter Unternehmenskultur.
  • Dominic Hofstetter (TransCap Initiative) stellte neue Ansätze für die Transformation des Finanzwesens vor, die systemische Investitionen über alle Sektoren hinweg ermöglichen sollen.
  • Alissa Monk (ten23 health) zeigte, wie Innovationen in der Medizintechnik und der digitalen Gesundheitsversorgung unser Gesundheitssystem robuster machen.

„Um die Systemtransformation zu finanzieren, brauchen wir mehr Wissen, bessere Instrumente und eine wirksamere Koordination“

Dominic Hofstetter, Geschäftsführer der TransCap Initiative

Von der Diskussion zur Mitgestaltung

In den World-Café-Sessions kam richtig Schwung in die Diskussionen. Die Teilnehmenden arbeiteten an zehn Kernthemen – von «Natur, Biodiversität und Kreislaufwirtschaft» über «Ernährung und regenerative Landwirtschaft» bis hin zu «KI für Wohlstand» und «Soziale Infrastruktur, Gerechtigkeit und regionale Kohäsion». Das Format sorgte dafür, dass aus Gesprächen konkrete Stossrichtungen, Pilotprojekte und Prototypen mit messbaren Ergebnissen entstanden.
Beim Enduring Prosperity Scorecard, einem Benchmarking-Tool für Unternehmen, Sektoren und Staaten, waren sich alle einig: Er muss einfach und praktikabel bleiben – mit gezielten Kennzahlen, die alle vier Kapitalformen abbilden und für Unternehmen, die öffentliche Hand und Wirtschaftsverbände tatsächlich verwendbar sind. Bei den Diskussionen über neue Narrative ging es darum, weg von wachstumsfixierten Einzelkämpfer-Botschaften zu kommen. Stattdessen sollen Geschichten erzählt werden, die gemeinsame Chancen, geteilte Werte und langfristiges Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellen.

Aus Ideen werden Projekte

Das SIPI-Forum war der Startschuss für den gemeinsamen Aufstieg zum Gipfel eines nachhaltigen Wohlstands Die Erkenntnisse und Impulse aus Bern fliessen nun in die Weiterentwicklung von SIPI ein – angefangen beim Swiss Impact Forum im November bis hin zu Arbeitsgruppen und weiteren geplanten Projekten. Drei zentrale Programme sind dabei schon einen Schritt voraus und bewegen sich von der Konzeptphase in die praktische Umsetzung: die Enduring Prosperity Scorecard, die Transformative Finance Coalition und die Koalition Future of Circular Plastics – erste Seilschaften auf dem Weg zum Gipfel.

„In wenigen Jahren kann die Schweiz als lebendiges Labor für systemischen Wohlstand dastehen: Ernährungssysteme, die nach wahren Kosten bepreist werden, ein Gesundheitswesen, das auf Prävention ausgerichtet ist, ein Finanzwesen, das sich auf langfristige Stabilität fokussiert, und Bürger die aktiv mitgestalten – ein Beispiel für die ganze Welt.“

Jonathan Normand, CEO & Founder of B Lab Switzerland

Über B Lab Schweiz

B Lab Schweiz ist eine gemeinnützige Stiftung, die sich der Entwicklung und Unterstützung von Organisationen widmet, die sich einem inklusiven und nachhaltigen Wirtschaftsmodell verschreiben. B Lab bietet Schulungen an und stellt kostenlose Management-Tools wie etwa das B Impact assessment, zur Verfügung, die den Weg hin zur B Corp-Zertifizierungvereinfachen können. Zudem leitet B Lab Projekte wie das Programm Swiss Triple Impact, die Swiss Impact and Prosperity Initiative, und das Swiss Impact Forum, das jährlich über 500 Akteur:innen zusammenbringt. Mehr als 700 Organisationen aus 85 verschiedenen Branchen beteiligen sich an dem B Lab-Ökosystem durch die Messung ihres Impacts.